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Modul 13
Modul 13: Controlling
¨ Welche Aufgaben hat das Controlling?
¨ Muß sich der Existenzgründer mit dem Thema
Controlling auseinandersetzen?
¨ Welchen praktischen Nutzen bringt diese
Betrachtung für einen Existenzgründer?
Controlling als Teil der Führungsaufgabe
Absatz- und
Beschaffungsmärkte auch von kleinen Unternehmen entwickeln sich zunehmend sehr
sprunghaft und schwer vorhersehbar. Um den Anforderungen der Kunden gerecht zu
werden, muß häufig eine Vielfalt von Leistungen angeboten werden, was in der
Regel zu komplexen Abläufen innerhalb der Betriebe führt. Dies stellt hohe
Anforderungen an die Unternehmensführung. Das Controlling als Servicefunktion der Unternehmensführung hat zum
Ziel, dabei Unterstützung zu leisten. Um diese Servicefunktion untersuchen zu
können, ist zunächst die Unternehmungsführung genauer zu betrachten.
Betriebe können in ein
Ausführungssystem und ein Führungssystem aufgegliedert werden. Während im
Ausführungssystem die eigentliche betriebliche Leistung erstellt wird, sind
die Prozesse zur Steuerung der Leistungserstellung dem Führungssystem
zuzuordnen. Innerhalb des Führungssystems unterscheidet man die Teilbereiche Planung und Kontrolle sowie die Informationsversorgung.
Die beschriebene
Einteilung ist in der folgenden Abbildung dargestellt:
|
Welche Bereiche eines
Unternehmens sind eher dem Ausführungssystem, welche eher dem Führungssystem
zuzuordnen?
Bei der Vorbereitung einer
Urlaubsreise und während der Reise selbst müssen Planung und Kontrolle, zum
anderen Informationsversorgung stattfinden. Welche typischen Planungs-,
Kontroll-, Informationsversorgungstätigkeiten fallen an?
Die Servicefunktion des Controlling
innerhalb des oben beschriebenen Führungssystems besteht aus zwei
Teilbereichen:
1. Koordination
von Planung und Kontrolle auf der einen Seite mit der Informationsversorgung
auf der anderen Seite
2. Einführung
geeigneter Instrumente für Planung, Kontrolle und Informationsversorgung
Zwei häufigen
Mißverständnissen ist bei der Begriffsbeschreibung vorzubeugen: Controlling ist
nach der vorstehenden Definition weder mit "Kontrolle" zu übersetzen
noch ist es mit der Unternehmensführung allgemein identisch.
Die Bedeutung der
Servicefunktion des Controlling wird erkennbar, wenn man es als die notwendige
"Klammer" zur Abstimmung von Planung und Kontrolle sowie
Informationsversorgung für verschiedene Teilfunktionen auffaßt. So ist es eine
Aufgabe des Controlling, die Teilpläne z. B. aus den Bereichen Finanzierung,
Marketing und Personal abzustimmen, so daß Finanz- und Personalbedarf an die
geschätzten Absatzzahlen angepaßt sind.
Die Einordnung des
Controlling in das Führungssystem ist in der folgenden Abbildung dargestellt.
Neben der Abstimmung von
Planung und Kontrolle mit der notwendigen Informationsversorgung während der
laufenden Geschäfte wird es auch als Controllingaufgabe angesehen, Instrumente
zur Unterstützung der angesprochenen Bereiche aufzubauen. Hier kann ein umfassendes
Repertoire von Instrumenten genutzt werden, das durch Theorie und Praxis
geschaffen wurde und auch als "Werkzeugkasten" des Controlling
bezeichnet wird. In diesem Zusammenhang ist aber auch zu erwähnen, daß eine
Vielzahl dieser Instrumente vornehmlich für den Einsatz in Großbetrieben
geschaffen wurde und daher gar nicht oder nur bedingt von Existenzgründern
genutzt werden kann.
Nutzen des Controlling für
Existenzgründer
Im Extremfall eines
Einmann- oder Einfraubetriebes fallen Ausführungssystem und Führungssystem und
damit schließlich auch die Untersysteme des Führungssystems in der Person des
Existenzgründers zusammen. Für diesen Fall drängt sich die Frage auf, ob die
oben vorgestellte Unterscheidung zwischen Planung und Kontrolle sowie
Informationsversorgung und Controlling auch für Existenzgründer Bedeutung
besitzt. Im Regelfall besitzt der Existenzgründer die Kenntnisse, wie die Abläufe
im Ausführungssystem zu gestalten sind, während oftmals keine Vorstellungen darüber
vorliegen, wie die Führung des Betriebes strukturiert werden kann. Die
Bedeutung der Koordination bei der Führung des Betriebes kann auch an
Beispielen sehr kleiner Betriebe gezeigt werden.
Die beiden Techniker Klaus K. und Andrea A. gründen
einen Betrieb, der sich mit der Wartung von Kopierern befassen soll. A.
übernimmt die Aufgabe, im Außendienst die regelmäßigen Wartungsaufträge
durchzuführen, während K. den Notfalldienst und die Büroarbeit erledigt. Ihre
Buchhaltung überlassen die beiden einem Bekannten, der eine kaufmännische Ausbildung
genossen hat. Bereits in dieser einfachen Konstellation besteht eine Notwendigkeit,
Planung und Kontrolle sowie Informationsversorgung zu koordinieren. Durch die
Arbeitsteilung zwischen K. und A. müssen sich die beiden ständig über neue
Entwicklungen informieren, um bei Entscheidungen stets auf dem aktuellen
Informationsstand zu sein. Ebenso ist sicherzustellen, daß die Informationen
aus der extern geführten Buchhaltung zum richtigen Zeitpunkt vorliegen.
Instrumente
für die Planung
Die Planung dient im Betrieb dazu, die Fähigkeit des Betriebs zu
verbessern, in der Zukunft erfolgreich arbeiten zu können. Aufgabe des
Controlling im Bereich der Planung ist u. a.:
· die zeitliche Abstimmung der verschiedenen
betrieblichen Pläne
(z.B. muß die Summe der Absatzzahlen für die einzelnen
Monate aus der Monatsplanung mit der Vorgabe aus der Jahresplanung
übereinstimmen)
· die sachliche Abstimmung der Pläne
(z.B. muß die Anzahl der Mitarbeiter in der Personalplanung
entsprechend den geplanten Absatzzahlen gewählt werden)
· geeignete Hilfsmittel zur Planungsunterstützung
auszuwählen
(z.B. die Berechnungsvorschrift für die Bestimmung des
Gewinns)
· die für die Planung benötigten Informationen bereitzustellen
(z.B. die erwarteten Lohnerhöhungen für das kommende
Jahr)
Es ist wichtig zu
beachten, daß es nicht Gegenstand der Planung ist, zukünftige Entwicklungen
möglichst genau vorherzusagen. Ziel ist es, die Zukunft für den Betrieb so
vorteilhaft wie möglich zu gestalten. Eine flexible Planung geht dabei nicht
von nur einer möglichen zukünftigen Entwicklung aus, sondern sieht mehrere
alternative Handlungsmöglichkeiten vor, um auf Veränderungen wirkungsvoll
reagieren zu können. Außerdem ist es notwendig, längerfristige Planungen bei
neuen Entwicklungen an den neuen Informationsstand anzupassen.
Voraussetzung für die
erfolgreiche Umsetzung von Planung und Kontrolle ist es, den Ablauf der
Planungs- und Kontrollprozesse zu strukturieren.
Ein (einfaches) Phasenschema
hierzu ist im folgenden dargestellt:
1. Zielbildung
2. Alternativensuche
3. Alternativenbewertung
4. Entscheidung
5. Realisation
6. Abweichungsermittlung
7. Abweichungsanalyse
Die ersten vier Schritte
untergliedern den Planungsprozeß. Nach der Umsetzung in Schritt fünf folgen die
beiden Teilschritte der Kontrolle. Im ersten Schritt der Planung sind die Ziele
des Betriebes festzulegen, die für die anstehenden Entscheidungen zu
berücksichtigen sind. Bei der Zielbildung ist es insbesondere wichtig, die drei
betriebswirtschaftlichen Ziele Liquidität,
Wirtschaftlichkeit und Rentabilität zu berücksichtigen. Für
die Lösung eines Problems ist im nächsten Schritt die Erarbeitung alternativer
Lösungsmöglichkeiten notwendig, die im Hinblick auf die Zielerreichung zu
bewerten sind. Ebenfalls zur Planung zählt die eigentliche Entscheidung für
eine der alternativen Handlungsmöglichkeiten.
Eine Formalisierung der
Planung (z. B. durch Planungsvordrucke oder Formulare) ist auch für
Existenzgründer sinnvoll. Die schriftliche Dokumentation der Planung stellt
eine zwingende Notwendigkeit dar. Auf dieser Basis wird die spätere Kontrolle
von Abweichungen und die Anpassung an veränderte Bedingungen möglich.
Die sachliche und
zeitliche Abstimmung der Planung ist eine wesentliche Aufgabe für das
Controlling. In der folgenden Abbildung ist dargestellt, auf welche Weise eine
solche Abstimmung erfolgen kann.
In der Abbildung ist
eine Umsetzung der Abstimmung dargestellt, wie sie auch für Existenzgründer
sinnvoll ist. Aus der langfristigen Planung werden Eckdaten für die
kurzfristige, rollierende Planung abgeleitet. Es werden jeweils drei Jahre
grob geplant, wobei die Genauigkeit und der Umfang der Planung abnimmt, je
weiter das Planjahr in der Zukunft liegt. Das jeweils aktuelle Planjahr wird
detailliert in verschiedenen Teilplänen abgebildet, die miteinander abgestimmt
sind. Die Realisierung der Mehrjahresplanung als rollierende Planung bedeutet,
daß auf Basis der bestehenden Planungen jeweils Anpassungen vorgenommen werden,
wenn im Zeitablauf Veränderungen eingetreten sind. Auf diese Weise können
veränderte Rahmenbedingungen in die Planung einfließen, ohne daß die
Jahrespläne jeweils von Grund auf neu zu erarbeiten sind.
In der folgenden Abbildung wird die zeitliche Abstimmung
der Absatzplanung betrachtet. Der
langfristigen Planung liegt die Einschätzung zugrunde, daß ein Umsatzwachstum
zu erwarten ist. Als grobe Vorgabe wird eine Absatzmenge von 7.600 Stück für
die nächsten drei Jahre ermittelt. Im Rahmen der rollierenden
Drei-Jahres-Planung wird diese Zahl in Werte für die nächsten drei Jahre
aufgespalten (die Werte berücksichtigen, daß von einem stetigen Umsatzwachstum
ausgegangen wird).
Für das Jahr 2 wird die Jahresplanung im Detail (monatsweise)
dargestellt. Die Umsatzerwartungen wurden im Jahr 1 nicht erreicht, so daß die
angestrebte Absatzmenge für das Jahr 2 abweichend vom ursprünglichen Plan um
200 Stück erhöht wurde (alternativ wäre auch eine Korrektur der Eckdaten
denkbar). Diesem Vorgehen könnte z. B. die Einschätzung zugrunde liegen,
daß das erwartete Umsatzwachstum erst später als gedacht einsetzt. Bei dieser
Plananpassung wird der Vorteil der rollierenden Planung deutlich: es muß keine
Neuplanung von Grund auf erfolgen, so daß eine einfache Anpassung leicht
möglich ist. Für das Jahr 3 werden die Absatzmengen ebenfalls nach oben
korrigiert. Für das Jahr 4 muß eine Neuplanung erfolgen, die sich an neuen
Vorgaben aus der langfristigen Planung orientieren muß.
Neben der zeitlichen ist
die inhaltliche Abstimmung der unterschiedlichen Pläne wie z. B. Finanz-,
Personal- und Absatzplan von großer Bedeutung. So kann beispielsweise vermieden
werden, daß bei einem geplanten starken Umsatzwachstum im Personalplan nicht
eine entsprechende Vergrößerung der Mitarbeiterzahl vorgesehen ist. In der
folgenden Abbildung ist eine Möglichkeit dargestellt:
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Gesamt |
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Material |
Personal |
Investi- |
Sonstige |
Absatz |
Gewinn- |
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tionen |
Aufwen- |
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entnahme |
Finanz- |
Erfolgs- |
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dungen |
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plan |
plan |
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Beschaffungs- und |
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Investitionsplan |
200 |
100 |
300 |
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|||||||||
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Finanzplan |
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|||||||||
|
Einzahlung |
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435 |
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435 |
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|||||||
|
Auszahlung |
155 |
100 |
100 |
10 |
|
40 |
405 |
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|||||||
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|||||||
Bilanzplan |
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|||||||||
|
Grundstücke |
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150 |
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|||||||
|
Maschinen |
|
|
100 |
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|||||||
|
Finanzanlagen |
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|||||||
|
Vorräte |
20 |
|
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|
-5 |
|
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|||||||
|
Forderungen |
|
|
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|
10 |
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|||||||
|
Bank |
|
|
|
|
|
|
20 |
|
|
|||||||
|
Kasse |
|
|
|
|
|
|
10 |
|
|
|||||||
|
Summe: 305 |
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|||||||
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Grundkapital |
|
|
|
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|||||||
|
Rücklagen |
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|
|
50 |
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|||||||
|
langfristige |
|
|
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|||||||
|
Verbindlichkeiten |
|
|
200 |
|
|
|
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|
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|||||||
|
kurzfristige |
|
|
|
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|
|
|
|
|
|||||||
|
Verbindlichkeiten |
45 |
|
|
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|
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|||||||
|
Bilanzgewinn |
|
|
|
|
|
-40 |
|
50 |
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|||||||
|
Summe: 305 |
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|||||||
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|
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|
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|||||||
Erfolgsplan |
|
|
|
|
|
|
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|||||||||
|
Aufwendungen |
180 |
100 |
50 |
10 |
|
|
|
340 |
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|||||||
|
Erträge |
|
|
|
|
440 |
|
|
440 |
|
|||||||
Im
Beispiel erfolgt die Abstimmung über einen Bilanzplan, in den alle Änderungen,
die aus den unterschiedlichen Teilplänen resultieren, in den entsprechenden
Bilanzpositionen übernommen werden. Bei der korrekten Abstimmung aller
Teilpläne müssen die Änderungen der Aktiv- und Passivseite des Bilanzplans
gleich groß sein (im Beispiel 305).
Für die langfristige
Planung ist es zweckmäßig, verschiedene mögliche zukünftige Entwicklungen in
alternativen Szenarien abzubilden. Sinnvoll kann es zum Beispiel sein, für die
beste denkbare Entwicklung, die schlechteste denkbare Entwicklung und die
Fortsetzung der gegenwärtigen Entwicklung Planalternativen zu durchdenken.
Diese einfache Form der Szenariotechnik
stellt für Existenzgründer ein sinnvolles Instrument dar, um für die
langfristige Planung das Denken in Alternativen nicht zu vernachlässigen. Da
für jedes Szenario mögliche Handlungsweisen zu durchdenken sind, wird die Anpassungsfähigkeit
des Betriebs erhöht.
Für den Markt für Kopiererwartungen rechnen A. und K.
mit keinen dramatischen Veränderungen. Das Umsatzwachstum, das sie für die
nächsten drei Jahre erwarten, wollen sie mit der schrittweisen Einstellung von
drei Monteuren bewältigen. Um nicht von schneller wachsenden Umsätzen oder
geringeren Umsatzzuwächsen überrascht zu werden, besprechen die beiden die
grundsätzlichen Handlungsmöglichkeiten für diese Fälle. Sollte der Umsatz über
den Erwartungen liegen, so sollen zusätzliche Mitarbeiter (d. h. über die drei
geplanten hinausgehend) zunächst nur mit Zeitverträgen eingestellt werden, bis
sich der höhere Umsatz als langfristig stabil herausstellt. Für den Fall, daß
der Umsatz so stark unter den Erwartungen liegt, daß auch A. und K. selber
nicht voll ausgelastet sind, sollen als zusätzliche Geschäftsfelder die
Wartung von Computerdruckern und Faxgeräten erschlossen werden. Um die spätere
Kontrolle ihrer Entscheidung zu erleichtern, skizzieren die beiden ihre Planung.
Die Skizze ist in der nachfolgenden Abbildung wiedergegeben.
|
Wie sehen die drei Phasen der Planung aus, wenn die Entscheidung
über den Kauf eines Autos vorzubereiten ist? Wie unterscheiden sich Zielbildung
und Alternativenbewertung, wenn Sie den Ablauf für ihre eigene Situation mit
dem Planungsprozeß für eine Familie mit drei Kindern vergleichen?
Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den drei Teilzielen
Liquidität, Wirtschaftlichkeit und Rentabilität? Wie schätzen Sie ihre
Bedeutung für einen Existenzgründer ein?
Instrumente für die Kontrolle
Um die
Anpassungsfähigkeit des Betriebes zu verbessern, ist eine Kontrolle des
betrieblichen Geschehens unumgänglich. Die Kontrolle wird nicht als bloße
Abweichungserfassung verstanden, sondern stellt einen Teil eines Lernprozesses
dar. Stimmen die Pläne und die tatsächliche Entwicklung nicht überein,
ermöglicht es die Kontrolle, korrigierend einzugreifen und stellt neue
Erfahrungen für die weiteren Planungsvorgänge zur Verfügung. Nach dem oben
vorgestellten Phasenschema setzt sich die Kontrolle aus den beiden
Teilschritten Abweichungsermittlung und Abweichungsanalyse zusammen. Erst der
zweite Schritt der Analyse erschließt den eigentlichen Nutzen der Kontrolle.
Zur Kontrolle kann neben
dem Vergleich eigener Vorgaben mit der tatsächlichen Entwicklung (Soll-Ist-Vergleich) auch der Vergleich
mit anderen Betrieben (Betriebsvergleich)
oder der Vergleich eigener Daten in unterschiedlichen Zeitpunkten (Zeitvergleich) herangezogen werden.
Der Betriebsvergleich bietet gerade für Existenzgründer Aussagen darüber, ob
die eigene Geschäftstätigkeit branchenüblich verläuft, oder ob Abweichungen zu
verzeichnen sind. Ein direkter Einblick in die Daten von Konkurrenzbetrieben
ist nur in seltenen Fällen möglich. Betriebsvergleiche werden häufig durch
Branchenberichte verschiedener Institutionen (z. B. Verbände, DATEV
[Datenverarbeitungsorganisation des steuerberatenden Berufes] oder Banken)
ermöglicht, in denen Durchschnitts-Kennzahlen veröffentlicht werden.
K. und A. stellen auf ihrer allmonatlichen
Planungssitzung fest, daß sich die Umsätze nicht so positiv entwickeln, wie sie
es aufgrund ihrer neuen Serie von Anzeigen in der IHK-Zeitung erhofft hatten.
Auf Basis dieses Soll-Ist-Vergleichs beschließen sie, daß K. zusätzlich
telefonisch auf Kundenfang gehen soll. Für zukünftige Planungen ziehen sie den
Schluß, daß die Auswirkungen von Werbeaktionen auf die Umsatzentwicklung
vorsichtiger einzuschätzen ist. Bei der gleichen Besprechung bereiten die
beiden eine Verhandlung mit der Hausbank über einen neuen Kredit vor. Der
angestrebte Eigenkapitalanteil von 20% wurde nicht erreicht. Der Zeitvergleich
mit den vergangenen Monate zeigt, daß die eigenen Mittel zwischen 10 und 14%
des Kapitals ausmachen. Um die Verhandlungsposition gegenüber der Bank zu
verbessern, hat sich A. bei dem zuständigen Branchenfachverband informiert. Der
Betriebsvergleich ergab, daß bei ähnlichen Betrieben die Eigenkapitalquote
ungefähr 15% beträgt, so daß der Betrieb von K. und A. im Vergleich nicht
schlecht abschneidet.
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Übertragen Sie die drei Arten
von Vergleichen auf den Leistungssport. Wie könnten diese für einen 100
m-Sprinter aussehen? Wo liegen Möglichkeiten und Grenzen?
Welche Probleme sehen Sie bei der Umsetzung einer Kontrolle, wie sie
oben dargestellt wurde, im Betrieb? Wie müssen die beteiligten Personen (d. h.
diejenigen, die die Kontrolle vornehmen und die, die kontrolliert werden) sich
verhalten?
Instrumente für die
Informationsversorgung
Die Instrumente, die das
Controlling für die Informationsversorgung bereitzustellen haben, beziehen
sich vor allem auf die kaufmännisch relevanten Informationen des
Rechnungswesens. Für Existenzgründer bietet es sich zunächst an, die
Informationen der Buchhaltung konsequent auszuwerten. Da diese Informationen
jedoch lediglich vergangenheitsbezogen sind, sollte die Buchhaltung durch eine
Planungsrechnung erweitert werden. Die Auswertung der Gewinn- und
Verlustrechnung und Bilanz kann auf Basis von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen
erfolgen, die in einem Kennzahlensystem enthalten sind.
Beispiele für derartige
Kennzahlen sind:
- Absatzmengen
- Mitarbeiterzahl (und damit Personalaufwand)
- Abschreibungen
- Materialaufwand
- Investitionen
- Kreditbedarf
- erwarteter Gewinn
Zur Kalkulation der
angebotenen Leistungen wäre als weitere Ergänzung die Einführung einer
einfachen Kostenrechnung sinnvoll. Für die Berücksichtigung langfristiger
Entwicklungen bei der Beurteilung von Investitionen sollte ein Existenzgründer
Verfahren der Investitionsrechnung einsetzen, die mit den Informationen aus
dem kurzfristig orientierten Rechnungswesen abzustimmen sind.
Einige der
angesprochenen Instrumente der Informationsversorgung werden in standardisierter
Form in Veröffentlichungen von verschiedenen Verbänden dargestellt.
Beispielhaft seien hier die BDI-Empfehlungen zur Gestaltung der Kostenrechnung
und das Kennzahlensystem des Zentralverbands der elektrotechnischen Industrie
(ZVEI) genannt. Derartige Veröffentlichungen bieten gerade für Existenzgründer
eine gut umsetzbare Hilfestellung, da sie sich nicht auf die Erläuterung der
rechnerischen Umsetzung beschränken, sondern zusätzliche praxisorientierte
Hinweise zur Anwendung und Interpretation enthalten.
A. und K. haben bisher bei der Berechnung der Kosten für
die Anfahrt zum Kunden sehr günstige km-Sätze berechnet. Bei einem Vergleich
mit den höheren Sätzen der Konkurrenz kommen den beiden Zweifel, ob die
eigenen Sätze kostendeckend sind. Um einen ersten Überblick zu erhalten, werten
die beiden die vergangenheitsbezogenen Aufwandsdaten aus der Buchhaltung aus,
die den Firmenwagen zuzuordnen sind. Parallel stellen sie auch eine Kostenplanung
für die Fahrtkosten auf, indem sie die Kosten für Benzin, Wartung und Reparatur
sowie die Anschaffungsausgaben bestimmen. Die beiden haben in diesem Fall das
Glück, daß die benötigten Daten aus Kfz-Zeitschriften entnommen werden können.
Bei der nächsten Entscheidung über die Beschaffung eines zusätzlichen
Firmenwagens sehen die beiden, daß die erarbeiteten Plandaten auch für
langfristige Entscheidungen genutzt werden können: den zusätzlichen Umsätzen,
die mit dem neuen Wagen erwirtschaftet werden können, können auf einer soliden
Basis ermittelte Kosten gegenübergestellt werden.
Koordination
Es wurde bereits
ausgeführt, daß die Aufgabe der Koordination von Planung und Kontrolle sowie
Informationsversorgung für Existenzgründer zunächst die Koordination der unterschiedlichen,
an den Vorgängen beteiligten Personen erfordert. Ziel muß es hierbei sein, alle
Informationen, die im Betrieb vorhanden sind und für Entscheidungen benötigt
werden, den Entscheidungsträgern zur Verfügung zu stellen.
Ein einfaches Instrument
zur Erleichterung der Koordination für Existenzgründer stellt ein Planungskalender dar. Im
Planungskalender wird festgehalten, zu welchen Terminen welche Teilpläne zu
erarbeiten und zu überprüfen sind. Aus diesen Terminen ergeben sich die Zeitpunkte,
zu denen die für die Planung und Kontrolle benötigten Informationen vorliegen
müssen. Für Existenzgründer besitzt der Planungskalender einen zusätzlichen
Nutzen. In der Regel werden Tätigkeiten, die für die Unternehmenssteuerung,
insbesondere für längfristige Planungen, wichtig sind, aufgrund der
Einbindung in das Tagesgeschäft vernachlässigt. Durch die Aufstellung eines
Planungskalenders werden für die Planungs- und Kontrolltätigkeiten Zeiten
reserviert und so eine Vernachlässigung vermieden.
A. und K. treffen sich
regelmäßig einmal monatlich zur Planungssitzung und überprüfen die aktuelle
Entwicklung. Je nach Umfang der Veränderungen gegenüber den geplanten Daten
nehmen diese Sitzungen mehr oder weniger Zeit in Anspruch. Nach ihrem
Planungskalender erfolgt in der Dezember-Sitzung die Aufstellung der Pläne für
das folgende Jahr. Alle drei Monate nimmt der externe Buchhalter an den
Sitzungen teil und kommentiert die aktuellen Zahlen, die ansonsten A. und K.
direkt zugehen.
Zusammenfassung
Controlling stellt eine Servicefunktion
der Unternehmensführung dar. Die Aufgaben des Controlling bestehen in der
Koordination innerhalb des Führungssystems und der Bereitstellung von
Instrumenten für die Teilfunktionen der Führung. Die Notwendigkeit, diese Aufgaben
hervorzuheben (und mit einer eigenen Bezeichnung zu versehen), resultiert aus
der Dynamik und der Komplexität der Unternehmensumwelt und des Betriebes
selbst.
Für Existenzgründer
ergeben sich aus der Umsetzung der Controlling-Idee Vorteile bei der
Unternehmensführung. Die Abstimmung einzelner Führungsaufgaben wird erleichtert
und der Einsatz von Instrumenten zur Führungsunterstützung erhöht die
Transparenz der kaufmännischen Sicht auf die betrieblichen Abläufe.
Phasenschema der Planungs- und
Kontrollprozesse: